Kann Kälte die Akkulaufzeit von Garmin Geräten beeinflussen oder sogar zum Totalausfall führen?
Es ist öfters zu hören, dass sich Modelle mit internem Akku bei Minusgraden ausschalten, obwohl der Akku gerade noch 60% angezeigt hat. Stimmt das?
Und in wie weit ändert sich die Akkulaufzeit, wenn ich mein Gerät bei Zimmertemperatur oder bei Kälte benutze?
In diesem Praxistest, will ich diese Fragen klären und habe meine Ergebnisse in einem Video zusammengefasst.
Inhaltsverzeichnis:
• Vorbereitungen zum Test
• Akkulaufzeit im Vergleich
• Lithium-Ionen Akkus bei Kälte
• Garmin Geräte bei Kälte
• Weiterführende Themen
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Vorbereitungen zum Test
Für den Praxistest kommt mein Garmin GPSMAP 66sr mit integriertem Lithium-Ionen Akku (nicht wechselbar) zum Einsatz.
Der Test trifft aber auch für alle anderen Modelle mit integrierten Akku, wie z.B. dem GPSMAP 66i oder der Garmin Edge-Serie zu.
Ich teste die Akkulaufzeit in drei verschiedenen Temperaturbereichen:
- bei Zimmertemperatur (+21°C)
- danach bei +5*C
- abschließend bei -14°C
Die Akkulaufzeit kann ich testen, indem ich bei 100% die Trackaufzeichnung starte und abschließend bei der Trackauswertung in Garmin Basecamp kontrolliere, wann der letzte Trackpunkt aufgezeichnet wurde.
So weiß ich zuverlässig, zu welcher Uhrzeit ich die Aufzeichnung gestartet habe und zu welcher Uhrzeit sich das Gerät ausgeschaltet hat.
Die Temperatur zeichne ich direkt im Track mit einem Garmin Tempe mit auf.
Wichtiger Hinweis zum Test:
Ich versuche den Akku des 66sr so schnell wie möglich zu entleeren und wähle somit Einstellungen mit höchst möglichen Stromverbrauch:
- Displayhelligkeit 100%
- Beleuchtung permanent an
- Trackaufzeichnung alle 10 Sekunden
- Multi-GNSS Empfang aktiviert
- Tempe ANT+ Sensor verbunden
In der Praxis und bei Wanderungen hält der Akku natürlich wesentlich länger, da ich andere Einstellungen verwende.
Akkulaufzeit im Vergleich
Test 1: +21°C
Bei Zimmertemperatur war der Akku mit den oben erwähnten Einstellungen nach 13 Stunden und 40 Minuten leer. Mit diesem Referenzwert, kann der Vergleich bei Kälte beginnen.
Test 2: +5°C
Bei Plusgraden knapp über dem Nullpunkt, war der Akku nach 13 Stunden und 26 Minuten leer. Der Unterschied zum ersten Durchgang ist also sehr gering ausgefallen und in der Praxis wird man hier kaum Unterschieder feststellen können.
Spannender wird es beim letzten Test:
Test 3: -14°C
Bei diesem Durchgang war der Unterschied schon signifikanter. Das Gerät hat sich bereits nach 5 Stunden und 20 Minuten ausgeschaltet, obwohl der Akku faktisch noch nicht leer war.
Nachdem sich das GPSMAP wieder aufgewärmt hatte, konnte ich es wieder einschalten und der Akku hatte eine Restkapazität von rund 50%.
Das ist genau der Effekt, den einige Garmin Nutzer vor allem bei Geräten der Edge-Serie am Radlenker beobachtet haben. In einem Moment zeigt der Akku noch eine Kapazität von 60% an und innerhalb von wenigen Minuten fällt die Prozentzahl drastisch ab und das Gerät schaltet sich aus.
Was ist hier also passiert? Das “Problem” ist der Akku selbst:
Lithium-Ionen Akku bei Kälte
Lithium-Ionen Akkus enthalten eine Elektrolytflüssigkeit, die mit zunehmender Kälte zäher wird. Der elektrochemische Prozess wird deutlich langsamer und der Innenwiderstand nimmt zu, da sich die Lithium-Ionen viel schwerer zwischen Kathode (+) und Anode (-) hin und her bewegen können.
Durch den hohen Innenwiderstand bricht irgendwann die Spannung zusammen und das Gerät schaltet sich ab. Das gleiche Problem haben übrigens alle Geräte mit Lithium-Ionen Akkus, also auch Smartphones, Kameras, usw.
Garmin Geräte bei Kälte
Wie bereits erwähnt, sind so gut wie alle Geräte mit integriertem Akku betroffen.
Bei GPS-Uhren, wie z.B. der Garmin Fenix Serie, tritt das Problem in der Regel nicht auf, da der Akku bzw. die Uhr durch die eigene Körperwärme am Handgelenk niemals diese niedrigen Temperaturen erreicht.
Ein GPSMAP 66sr/66i kannst du bei extremen Minusgraden (unter -5°C) einfach in der Jackentasche bzw. einer Innentasche verstauen. Natürlich kannst du mit dem Gerät problemlos navigieren, nur lass’ es nicht stundenlang bei Minusgraden am Rucksack baumeln.
Bei der Edge-Serie sieht es etwas schlechter aus: diese Modelle sind naturgemäß am Lenker montiert und somit schutzlos der Kälte ausgesetzt. Hier kann es also durchaus vorkommen, dass bei Minusgraden der Akku nur mehr die halbe Laufzeit hat. Um das zu vermeiden, nimm den Edge bei jeder Pause vom Lenker und verstaue ihn zum Aufwärmen in einer Innentasche.